Mehr als ein Jahr ist es her, dass die Covid-19-Pandemie ihren Lauf nahm. Der weltweite Ausnahmezustand ist eine neue Normalität geworden. Die Krise ist eine noch nie da gewesene Herausforderung für Unternehmen, sie zwingt zum Umdenken, zu Flexiblität und zu Mut. In der Werbebranche habe ich sehr nah erlebt, wie einige Marketingmaßnahmen ersatzlos ausfielen. Messen, Konferenzen und andere Events gab es auf einen Schlag nicht mehr, direkter Kundenkontakt musste auf ein Maß der Notwendigkeit reduziert werden — mit unmittelbaren Folgen für das Marketing. Genauso hat sich in dieser Krisenzeit durch Homeoffice und Kontaktreduzierungen allerdings auch das Online-Verhalten der Menschen stark verändert, sie verbringen zunehmend Zeit vor dem Bildschirm. Dieser Artikel gibt Anreize, wie Sie digitale Medien aufmerksamkeitsstark nutzen können.
Reichweite in den sozialen Netzwerken
Besonders eklatant stieg laut Branchenverbänden wie bitkom die Nutzung der sozialen Netzwerke. In einer Umfrage gaben 75 Prozent der Menschen an, Plattformen wie Facebook, Instagram, Xing oder Twitter seit Beginn der Pandemie in Deutschland intensiver zu nutzen. Inhalte über soziale Netzwerke werden vermehrt gelesen, gepostet und kommentiert. Hier können Sie als Unternehmen ebenfalls aktiv werden. Zeigen Sie Ihr Unternehmen, Ihre Produkte oder Ihre Dienstleistung, aber auch die Menschen dahinter. Je kreativer, desto besser. Signalisieren Sie, dass Ihr Unternehmen anpassungsfähig ist. Das ist ein Weg für Kundennähe in Zeiten von »Social Distancing«. Eine Facebook-Seite oder ein Instagram-Account alleine ist meist aber kein Selbstläufer, sondern fordert aufmerksamkeitsstarken Content und Regelmäßigkeit. Die Möglichkeiten dafür sind aber vielfältig: audiovisueller Content lässt sich mit einfachsten Mitteln produzieren, direkte Interaktion lässt sich unmittelbar einbauen.
Ebenfalls nahm die Nutzung von Messengerdiensten zu. Über die Präsenz auf Facebook sind Sie bereits via Facebook Messenger erreichbar. »WhatsApp Business« ist der professionelle Weg, um mit Ihren Kund*innen über WhatsApp in Kontakt zu treten. Sie müssen dabei keine private Telefonnummer preisgeben, sondern können als Geschäftsnummer sowohl eine Mobil- oder Festnetznummer eintragen. Bei der Übermittlung von personenbezogenen Daten gilt aber besondere Vorsicht, um den Anforderungen an den Datenschutz gerecht zu werden.
Informationen über Öffnungszeiten, Hygienemaßnahmen und eventuelle Einschränkungen
Auch wer regelmäßig Nachrichten konsumiert, hat große Mühe, den Überblick zu behalten, welche Maßnahmen gerade gelten. Viele Menschen sind verunsichert, welche Geschäfte überhaupt offen haben. Im nächsten Schritt ist es manchmal gar nicht so leicht, herauszufinden, welche Öffnungszeiten dabei aktuell sind. Machen Sie es Ihrer Kundschaft so einfach wie möglich und informieren Sie auf der eigenen Website über aktuelle Öffnungszeiten, geltende Hygienemaßnahmen und andere Einschränkungen. Selbst falls sich nichts Wesentliches geändert haben sollte, geben Sie Ihrer Zielgruppe damit die Sicherheit, dass man bei Ihnen nicht vor einer geschlossenen Tür steht.
Suchmaschinenoptimierung mit neuen Begriffen
Mit der Pandemie haben sich auch die Bedürfnisse der Menschen geändert — das spiegelt sich auch in den Suchanfragen. Ein anschauliches Beispiel zeigt sich in der Gastronomie: Während eines Lockdowns brechen die Suchanfragen nach »essen gehen« fast ein, während die Anfragen »essen bestellen« zunehmen (siehe Google Trends). Wenn sich Ihr Angebot verändert hat, ist es ratsam, die Website und die Suchmaschinenoptimierung entsprechend anzupassen, damit Sie in und nach der Pandemie auch gefunden werden.
Terminbuchung online
Um den Kontaktbeschränkungen gerecht zu werden, sind viele Händler*innen und Dienstleister*innen darauf angewiesen, Termine zu vergeben. Auch wenn die Maßnahmen stückweise gelockert werden, ist an eine alte Normalität noch nicht zu denken. Deshalb kann es sich lohnen, die Terminvergabe über die eigene Website zu ermöglichen. Das erspart dauerhaft Arbeitszeit am Telefon: Idealerweise werden verschiedene freie Termine zur Auswahl gelistet. Nach der Auswahl kann der Termin per E-Mail bestätigt werden. Bevor in diesen Zeiten besonders kostbare Öffnungszeit verstreicht, ist bei lang im voraus geplanten Terminen auch eine automatische Erinnerung ratsam.
Livestreams und Webinare
Veranstaltungen sind seit fast einem Jahr quasi tabu, auch die Planung für die Zukunft steht auf wackligen Füßen. Aus der Perspektive der Kulturbranche kann man Livestreams nur schwer als Alternative bezeichnen: Eintrittsgelder und Einnahmen aus dem Merchandise bleiben aus, das Interagieren mit dem Publikum ist distanzierter. Dennoch können Livestreams ein interessantes Mittel für Unternehmen sein. Ein Pflanzengeschäft, das nicht oder nicht in ganzem Umfang öffnen kann, kann beispielsweise eine Pflanzenberatung/eine »Pflanzensprechstunde« anbieten. Zuschauer*innen können unter dem Livestream Fragen stellen, die dann in Echtzeit beantwortet werden. Nach zufriedenstellender Beratung kann ein Abholungstermin vereinbart werden. Mit persönlichen Ratschlägen vom Fachmann oder von der Fachfrau hat solch ein Livestream einen Mehrwert, die Idee der »Online-Fragestunde« lässt sich auf viele Bereiche adaptieren. Ob das hier auch zu einer neuen Normalität wird, sei dahingestellt, aber mit Kreativität und dem Mut zur Flexibilität punktet man in diesen Zeiten. Auch andere Veranstaltungen lassen sich vielfältig digital umsetzen. Wer selbst produziert oder entwickelt, kann seine Produktvorführungen in einem Webinar überzeugend umsetzen — anstatt auf dem Messestand.
Je nach Anwendungsfall lässt sich ein Livestream mit bereits einfachen Mitteln umsetzen, beispielsweise auf Instagram, Facebook oder YouTube-Livestream. Eine gute Planung ist dennoch elementar. Ein Tipp am Rande: Auch ein Test des Equipments ist stets unerlässlich. Nach einem Jahr Pandemie sollten weder Zoomcalls noch Livestreams oder Webinare mit Fragen wie »Hallo? Hören Sie mich? Hallo?« eröffnet werden.
Benefits für zahlende Mitglieder und Stammkunden
Eine Herausforderung für viele Unternehmen und Institutionen ist nicht nur die Akquise, sondern auch das Halten eines bestehenden Kundenkreises. Zahlenden Mitgliedern können Sie beispielsweise einen exklusiven Bereich auf Ihrer Website bieten, auf der Sie zusätzliche Erklärvideos oder andere attraktive Inhalte freischalten. Oft tut es aber auch schon ein exklusiver Rabatt, verpackt in einer liebevoll-gestalteten Karte via Direktmailing/Post oder als E-Mail. Es geht hier auch um die Symbolik: Zeigen Sie Ihren Kund:innen, dass Ihr Unternehmen weitermacht — und zeigen Sie Kund:innen, die in schwierigen Zeiten weiter zu Ihnen halten, einen Dank für die Solidarität. Das wird wertgeschätzt.
Bindung durch Newsletter
Eine weitere preisgünstige Möglichkeit, die Kundschaft zu binden, sind Newsletter. Der aktuell erhöhte Medienkonsum ist eine gute Gelegenheit, diesen Marketingkanal zu nutzen. Wer ihn nicht nur rein werblich, sondern auch informativ nutzt, gewinnt Vertrauen und bleibt trotz Distanz präsent.
Fazit
Die Pandemie hat uns noch immer fest im Griff. Mit der Veränderung kommen aber auch Chancen, sich sogar ein Stück weit neu zu erfinden. Digitale Medien wie soziale Netzwerke oder die eigene Website bieten dafür unzählige Möglichkeiten.