Als ich Anfang 2021 direkt in Vollzeit in die Selbstständigkeit überging, musste eine neue Website her – und zwar einigermaßen schnell. Eine feste oder überhaupt regelmäßige Kundschaft hatte ich am Anfang nicht, aber die musste her. Und ein Webdesigner ohne Website? Das geht ja auch nicht. Deshalb habe ich viel Zeit in die Konzeption, Gestaltung und Umsetzung meiner Website gesteckt. Durch einen Einsatz von früh bis spät hatte ich auch schnell ein vorzeigbares Ergebnis, mit dem ich auch zufrieden war. Und am wichtigsten: Tatsächlich überzeugte die Website auch meine Zielgruppen. In den Vorgesprächen wurde meine Website gelobt und die Noch-nicht-Kundschaft drückte manchmal sogar aus, auch deshalb gern mit mir zusammenarbeiten zu wollen. Das ist ein besonderes Kompliment, wenn die Website so einen Vertrauensvorschuss bilden kann.
Warum dann der Relaunch?
Die Website ist schnell gewachsen, stieß aber auch irgendwann an ihre Grenzen: Das Layout hat nur begrenzte Möglichkeiten geboten, oft hatte ich so viel mehr Ideen. Aber dann hätte man entweder ziemlich »basteln« müssen oder das Layoutsystem von Grund auf neu anlegen müssen. Deshalb stagnierte die Weiterentwicklung ein wenig.
Gleichzeitig habe ich mich in den ersten Jahren der Selbstständigkeit aber weiterentwickelt. So habe ich zwischendurch die anfänglich weitgefasste bis abstrakte Formulierung meines Angebots beispielsweise immer weiter konkretisiert. Eigene USPs habe ich besser herausgestellt, auch meine Zielgruppen direkter angesprochen. Aber ich habe mich mit der Zeit nicht mehr ganz perfekt repräsentiert gesehen, manche inhaltlichen Altlasten bin ich nicht losgeworden. Insbesondere den Solo-Selbstständigen unter meiner Kundschaft sage ich im Kreativprozess, dass es wichtig ist, dass sie ihre Marke auch mit Stolz nach außen tragen können. Irgendwie war klar: Ich selbst muss dann auch wieder was tun. Mit kleinen, inhaltlichen Änderungen komme ich nicht weiter.
Was umfasste den Relaunch?
Die Gestaltung als vielleicht sichtbarstes, greifbarstes Ergebnis des Relaunchs umfasst meist gar nicht den größten Aufwand. Schwieriger war es, wesentliche Bestandteile der Website neu zu denken: Welche Tonalität möchte ich wiedergeben? Welche Werte möchte ich widerspiegeln? Wo möchte ich gestalterisch hin? Bleibe ich beim »Sie«? Was fehlt bisher? Aber auch: Was hat bisher gut funktioniert? Welche Inhalte sind besonders wichtig? Was kann weg? Wie sieht die ideale Menüstruktur aus? Welche Technologien haben sich seitdem weiterentwickelt? (Mögliche) Antworten auf diese Fragen habe ich auf eine immer länger werdende Liste an Notizen gepackt. Auch Feedback habe ich immer wieder ergänzt, besonders Nicola war ich immer sehr dankbar für Ihre Einschätzungen. Es ist sonst manchmal gar nicht so leicht ohne Impulse von außen.
Entstanden ist eine von Grund auf neue Website. Sie greift einige bestehende Dinge auf, sodass mein Markenkern erhalten bleibt. Aber sie ist mit neuen Inhalten gefüllt, neu gegliedert, neu gestaltet, neu programmiert.
Ein Beispiel: Konkret war ich zum Beispiel ziemlich unzufrieden mit dem Konversionsziel – also dem definierten Ziel, was meine Zielgruppe im besten Fall erreicht. Das war ein Kontaktformular. Ich glaube aber, dass Kontaktformulare niemand so wirklich mag. Zwar war ich bestrebt, es so bedienfreundlich wie möglich umzusetzen, aber die größte Hürde ist vielleicht, das leere Formular zu füllen. Mögliche Interessenten wissen vielleicht gar nicht, welche Informationen für mich wichtig sind. Gerade dieser Schritt sollte aber keine Hürde darstellen. Und aus meiner Perspektive, auf der anderen Seite des Kontaktformulars: Grundsätzlich kann man sein Kontaktformular weitestgehend mit reCaptcha oder ähnlichen Diensten absichern, hat dann aber wiederum ein Datenschutzproblem. Oder aber man nimmt in Kauf, dass trotz datenschutzfreundlicher Mechanismen jeden Tag trotzdem mehrere Spam-Nachrichten durchrutschen. Das habe ich getan. In meinem E-Mail-Postfach wird Spam zwar gut erkannt, aber trotzdem muss ich den Spam-Ordner jeden Tag gründlich prüfen, denn vielleicht war ja doch eine richtige Anfrage über das Kontaktformular dabei.
Ein neuer Versuch ist deshalb die Terminvereinbarung über Google Calendar als Konversionsziel. Interessierte Menschen können leicht und bequem einen freien Termin auswählen und ein erstes, kurzes Gespräch mit mir über Google Meet führen. In diesem Gespräch kann ich Fragen stellen, die ich für die Erstellung eines individuellen Angebots klären muss. Natürlich bleiben wie gewohnt die Kontaktmöglichkeit per E-Mail und Telefon.
Neue Technologien
Die eigene Website ist auch ein wunderbarer Playground für neue Technologien. Zum einen, um deren Produktiveinsatz erst bei sich zu testen, bevor man sie zukünftig auf Websites der Kundschaft einsetzt. Zum anderen sicher auch, um sich von der Konkurrenz auch dahingehend ein Stück weit abzuheben. Neben weniger sichtbaren Browser-Technologien wie der Speculation Rules API zum Vorladen relevanter Inhalte, der Web Share API zum Teilen von Webinhalten oder der Web History API zum Verbessern der Bedienfreundlichkeit von Overlays kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz. Wie soll es anders sein!
Im Speziellen nutze ich dafür die Schnittstelle von OpenAI, die fortan eingesetzt wird, um meine Themen spielerisch den Zielgruppen näherzubringen. So kann man beispielsweise Farbpaletten erstellen, um einen Eindruck zu bekommen, welche Bedeutung Farben im Corporate Design haben. Auch habe ich ein Tool entwickelt, das passende Domains finden kann oder zum Prüfen der Ladezeit einer Website dient. Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten mal schauen, wie diese Tools angenommen werden und wie zuverlässig sie funktionieren. Ein wahnsinnig spannendes Thema!
Auch mein Blog wurde technisch komplett überholt. So kann man sich in Sekundenbruchteilen durch die Schlagworte navigieren und (hoffentlich) im Nu spannende Artikel finden.
Ausblick
In den nächsten Wochen werde ich schauen, wie die neue Website angenommen wird und wie Google und andere Suchmaschinen auf den Relaunch reagieren. Sicher ergeben sich hier und da noch Änderungen. So wirklich fertig wird eine Website wahrscheinlich nie.
Aber: Neben der Website haben sich auch andere Baustellen gebildet. Etwa die bald verpflichtende »E-Rechnung«, die auf meiner To-do-Liste immer weiter nach oben rutscht. Auch ein passendes System zum Customer Relationship Management (CRM) habe ich für mich noch nicht gefunden. Mit diesen Baustellen geht es als nächstes weiter. »Es gibt immer etwas zu tun«, wie es ein Baumarkt sagen würde. 😊