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pepper
Eine Steckdose an einer Wand
© Neven Krcmarek/Unsplash
Blog
Januar 2023 | Lesezeit: 6 min.

Energie­sparen im Home­office: Ausprobierte Tipps

Als Grafik- und Webdesigner findet mein Arbeitsalltag überwiegend zu Hause statt. Seit der Energiekrise schaue ich noch einmal genauer hin, wo ich dabei Energie sparen kann.

Ich glaube, mitten in der dunklen, kalten Jahreszeit, längst auch mitten in der Energiekrise muss ich niemanden Energiespar-Tipps geben. Darin bin ich kein Experte, aber ich möchte meine ganz eigenen Erfahrungen teilen, wie ich in meinem Arbeitsalltag als Grafik- und Webdesigner Energie gespart habe.

Stand-by vermeiden

Als Webdesigner endet jeder Auftrag mit einem Device-Testing: Das heißt, ich prüfe unter anderem, wie die Website auf verschiedenen Endgeräten mit iOS und Android funktioniert. So sammeln sich schnell mehrere Ladegeräte. Sehr praktisch finde ich Steckdosenleisten mit einzeln schaltbaren Steckdosen: So kann ich meine Ladegeräte ohne Umstecken individuell schalten, wenn sie gebraucht werden und reduziere damit die Zeit im Stand-by.

Eine Entdeckung, die Einsparpotenzial ohne Komforteinbußen verspricht, ist die »Main/Follow«-Steckdosenleiste. Das Prinzip ist einfach: Erst wenn das Gerät an der »Main«-Steckdose Strom zieht, bekommen auch die weiteren Geräte an den »Follow«-Steckdosen Strom. So kennt die Peripherie wie Bildschirm und Sprachassistenz um meinen Desktop-Computer einen Stand-by-Zustand nicht mehr. Ein Relais schaltet sie erst an das Stromnetz, wenn mein Computer (»Main«) eingeschaltet ist und selbst Strom zieht. Das ist bequemer als eine Steckdosenleiste, die man manuell schalten muss. Ein Überspannungsschutz, der den angeschlossene Desktop-Computer vor Schäden bewahren soll, ist in meinem Modell ebenso integriert.

Laptop oder Desktop-PC

Noch energiesparender ist es, die Desktop-Umgebung in einem Gerät zusammen­zufassen, nämlich als Laptop. Laptops besitzen energie­effizien­tere Hard­ware als Desktop-PCs. Für meine Bild­bearbei­tun­gen als Grafik- und Web­designer brauche ich aber ein leis­tungs­fähi­geres Gerät und einen großen Bildschirm, deshalb ist das dauer­hafte Arbeiten an einem Laptop für mich keine Option. Ein anderer Aspekt der Nach­haltig­keit ist auch, dass Desktop-PCs deut­lich einfacher zu repa­rieren sind als Laptops, deren Gehäuse oft fest verklebt sind und auf deren Platinen inzwischen vieles fest verlötet ist, was aus tech­nischer Sicht aber ein Ablauf­datum hat.

Ruhezustand des Computers

Eigentlich ein sehr alter Hut, aber ich habe mir ehr­licher­weise erst vor wenigen Monaten angewöhnt, den Computer häufiger in den Ruhezustand zu versetzen. Spätestens nach 20 Minuten passiert das nach meiner Einstellung nun auch auto­ma­tisch. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es mit älteren Betriebs­systemen manchmal zu Problemen führte, weil dabei auch die Internet­ver­bindung unter­brochen wird, aber davon merke ich eigentlich gar nichts mehr. 😊

Ganz ohne Drucker

Schon vor der Energiekrise habe ich mein Büro sehr digital aufgestellt. Ich habe festgestellt, dass es selbst als Grafik- und Web­designer nicht mehr unbedingt einen eigenen Drucker braucht. Nur bevor ein Produkt in den Druck geht, schaue ich es mir lieber noch einmal in gedruckter Form an. Dafür reicht in der Regel aber auch der Copy­shop um die Ecke, seltene Briefe ver­schicke mit dem »eBrief« von der PIN AG. Das spart bei meinem geringen Bedarf Geld und Energie.

Router abschalten?

Etwas verwundert war ich, als ich in mehreren Tages­zei­tungen und sogar bei den Verbrau­cher­zen­tralen die Empfeh­lung las, den Router über Nacht aus­zu­schalten. Mit dem Router geht heut­zu­tage oft auch die telefonische Verbindung (VOIP) mit dem Fest­netz einher – Haushalte sollten sich diesen Schritt über­legen, sofern Haus­halts­mit­glieder auf das Fest­netz­telefon ange­wiesen sind. Darüber hinaus laden viele End­geräte (wie Smart­phones oder Smart-Home-Geräte) ihre Updates gerne nachts über das WLAN, um tags­über nicht zu stören. Wenn das nicht mehr mög­lich ist, können sich Sicher­heits­risiken ergeben. Das würde ich einzeln prüfen, bevor ich den Router komplett abschalte. Auch würde ich davon abraten, die WLAN-Sende­leistung des Routers zu verringern. Das spart zwar unmittel­bar Energie beim Router, aber kann den Energie­ver­brauch an den verbun­denen End­geräten wiederum erhöhen, wenn ihre Verbin­dung schlechter ist.

Sinnvoll schien mir dagegen über­flüssige Funk­tionen in meinem Router abzu­schal­ten: Die Media­server-Funk­tionen meiner FRITZ!Box nutze ich nicht, deshalb konnte ich sie ohne Komfort­ein­bußen komplett deak­ti­vieren. Ebenso nutze ich keine DECT-Telefone, deshalb habe ich die DECT-Basis­station ausgeschaltet. Für die LAN-Anschlüsse habe ich den »Green Mode« aktiviert, denn einen Power­mode mit 1 Gbit/s kann ich mit meinen Endgeräten sowieso nicht aus­schöpfen. USB-Geräte habe ich gar nicht ange­schlossen, aber vorsichts­halber habe ich auch hier den Green Mode aktiviert.

Licht

Ich kann zum Glück viel natürliches Licht nutzen, mein Arbeits­platz befindet sich neben großen Fenstern. Gerade in dunk­len Jahres­zeit spart man damit aber nicht: Beleuch­tung muss sein. Ich habe mich vor Längerem für energie­spa­rende, smarte LED von Philips Hue entschieden, mit denen ich meinen Arbeits­platz indirekt beleuchte. Diese Leucht­mittel können verschiedene Helligkeiten in einem Weiß­spektrum von Warm­weiß bis Kaltweiß wiedergeben. Das war mir wichtig, weil ich ein neu­tra­les Licht brauche, um als Grafik- und Webdesigner Farben richtig unver­fälscht wahr­zu­nehmen. Damit die smarten LED nicht dauer­haft in Stand-by sind, ist ihnen eine gemein­same Steckdose vor­ge­schaltet, die ebenfalls über Philips Hue steuerbar ist.

Heizen

Die für private Unter­neh­men geltenden »Technischen Regeln für Arbeits­stätten« (ASR) legen für leichte Arbeiten, beispiels­weise bei ruhigem Sitzen und gelegentlichem Gehen im Büro, eine Mindest­tempe­ratur von 20° Celsius fest. Im Zuge der Energie­krise wurde die Min­dest­tempe­ratur um einen Grad nach unten korrigiert. Ich habe aber festgestellt, dass 20° Celsius auch meine persönliche Mindest­tem­pe­ratur ist. Auch Pullover und dicke Socken ändern daran nichts – es ist mir persönlich zu kalt zum konzentrierten Arbeiten, wenn es dauerhaft unter 20° Celsius im Arbeits­zimmer sind. Aber: Auch 20° Celsius sind als Raum­tem­pe­ra­tur in meinem Fall schon zwei Grad weniger als noch im Jahr zuvor. Laut Fach­leuten spart man mit jedem Grad weniger rund sechs Prozent der Energie. Zudem habe ich mir auch ange­wöhnt, die Tür vom beheizten Arbeits­zimmer zu schließen und andere Räume weniger zu heizen.

Schon vor der Energiekrise habe ich die Heiz­körper in meinen Räumen mit smar­ten Thermostaten ausgestattet. Über eine App auf dem Smart­phone kann ich nun die Heizung steuern: Über Nacht wird nur noch auf 15° Celsius geheizt. Bei Terminen auswärts reguliert die App dank »Geofencing« automatisch die Tem­pe­ratur herunter und offene Fenster werden auch einiger­maßen zuverlässig erkannt, worauf ebenso die Heizung aus­ge­schaltet wird. Bei meinem Modell der Marke tado ist etwas schade, dass der Her­steller auch auf Nach­frage keine Auskunft darüber gibt, ob er die Smart­home-Standards »Thread« und »Matter« unter­stützen wird: Die besäßen theoretisch weiteres Energie­spar­poten­zial durch den Wegfall sogenannter Bridges. Die smarten Thermostate erfordern nämlich eine permanent eingeschaltete Bridge als Verbin­dungs­stück zwischen Thermostat und Cloud, die mit 0,7 Watt zwar spar­sam ist, aber vielleicht irgendwann gar nicht mehr benötigt wird. Auch der Umweg über die Cloud ließe sich mit Thread und Matter komplett umfahren.

Die Neben­kosten­abrech­nung steht noch aus, aber die Heiz­kosten­ver­teiler an den Heizkörpern zeigen im Vergleich zum Vor­jahr ziemlich genau ein Drittel weniger Ver­brauchs­ein­hei­ten (VE). Ich kann nicht genau zurückführen, welche Ersparnis auf welche Maß­­nahme zurück­führen ist. Dass man wie vom Hersteller ange­prie­sen bis zu 31 Prozent der Energie mit smarten Thermostaten spart, würde ich aber bezweifeln, wenn man vorher schon die Thermostate über die Nacht etwas herunter­gedreht hat. Energe­tisch ist mein Ein­spar­­po­ten­­zial ansonsten begrenzt: An der Dämmung oder den Fenster­dich­tun­gen kann ich als Mieter nichts ändern.

Wasser

Der Wasserverbrauch in der Küche und im Bad ließ sich mit Zer­stäu­ber­düsen an den Wasser­hähnen ohne Verhal­tens­än­de­run­gen erheblich reduzieren. Ich nutze hierfür ein Modell von Ikea, das den Wasserfluss auf maximal zwei Liter pro Minute begrenzt.

Fazit

Ich denke, ich kann mich glücklich schätzen, dass mein Gewerbe als Grafik- und Webdesigner ohnehin wenig energie­inten­siv ist. Für mein Geschäft bleibt lediglich abzu­war­ten, ob Server­kapa­zi­tä­ten in den eher energieintensiven Rechen­zen­tren spürbar teurer werden. Ich glaube, auch bei mir gibt es noch Poten­zial, den Energie­ver­brauch weiter zu reduzieren. Im letzten Jahren waren es immer­hin schon 120 kWh Strom, die ich gegen­über dem Vor­jahr einge­spart habe – das sind 10 Prozent Ersparnis.

Porträt von Marvin Siefke

Marvin Siefke

Über den Autor

Geboren in Berlin, etwas ländlicher in Falkensee (Brandenburg) aufgewachsen und von klein auf begeisterungsfähig für Farben und Formen. Nach dem Abitur musste ich nicht lange grübeln, welche Richtung ich einschlagen möchte. Die Ausbildung zum »Mediengestalter in Digital und Print« habe ich mit einer Auszeichnung als Landesbester in Berlin bestanden, viel Arbeitserfahrung im Agenturleben gesammelt und mich 2021 als Grafik- und Webdesigner mit dem Büro pepper selbstständig gemacht.

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