Ich glaube, mitten in der dunklen, kalten Jahreszeit, längst auch mitten in der Energiekrise muss ich niemanden Energiespar-Tipps geben. Darin bin ich kein Experte, aber ich möchte meine ganz eigenen Erfahrungen teilen, wie ich in meinem Arbeitsalltag als Grafik- und Webdesigner Energie gespart habe.
Stand-by vermeiden
Als Webdesigner endet jeder Auftrag mit einem Device-Testing: Das heißt, ich prüfe unter anderem, wie die Website auf verschiedenen Endgeräten mit iOS und Android funktioniert. So sammeln sich schnell mehrere Ladegeräte. Sehr praktisch finde ich Steckdosenleisten mit einzeln schaltbaren Steckdosen: So kann ich meine Ladegeräte ohne Umstecken individuell schalten, wenn sie gebraucht werden und reduziere damit die Zeit im Stand-by.
Eine Entdeckung, die Einsparpotenzial ohne Komforteinbußen verspricht, ist die »Main/Follow«-Steckdosenleiste. Das Prinzip ist einfach: Erst wenn das Gerät an der »Main«-Steckdose Strom zieht, bekommen auch die weiteren Geräte an den »Follow«-Steckdosen Strom. So kennt die Peripherie wie Bildschirm und Sprachassistenz um meinen Desktop-Computer einen Stand-by-Zustand nicht mehr. Ein Relais schaltet sie erst an das Stromnetz, wenn mein Computer (»Main«) eingeschaltet ist und selbst Strom zieht. Das ist bequemer als eine Steckdosenleiste, die man manuell schalten muss. Ein Überspannungsschutz, der den angeschlossene Desktop-Computer vor Schäden bewahren soll, ist in meinem Modell ebenso integriert.
Laptop oder Desktop-PC
Noch energiesparender ist es, die Desktop-Umgebung in einem Gerät zusammenzufassen, nämlich als Laptop. Laptops besitzen energieeffizientere Hardware als Desktop-PCs. Für meine Bildbearbeitungen als Grafik- und Webdesigner brauche ich aber ein leistungsfähigeres Gerät und einen großen Bildschirm, deshalb ist das dauerhafte Arbeiten an einem Laptop für mich keine Option. Ein anderer Aspekt der Nachhaltigkeit ist auch, dass Desktop-PCs deutlich einfacher zu reparieren sind als Laptops, deren Gehäuse oft fest verklebt sind und auf deren Platinen inzwischen vieles fest verlötet ist, was aus technischer Sicht aber ein Ablaufdatum hat.
Ruhezustand des Computers
Eigentlich ein sehr alter Hut, aber ich habe mir ehrlicherweise erst vor wenigen Monaten angewöhnt, den Computer häufiger in den Ruhezustand zu versetzen. Spätestens nach 20 Minuten passiert das nach meiner Einstellung nun auch automatisch. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es mit älteren Betriebssystemen manchmal zu Problemen führte, weil dabei auch die Internetverbindung unterbrochen wird, aber davon merke ich eigentlich gar nichts mehr. 😊
Ganz ohne Drucker
Schon vor der Energiekrise habe ich mein Büro sehr digital aufgestellt. Ich habe festgestellt, dass es selbst als Grafik- und Webdesigner nicht mehr unbedingt einen eigenen Drucker braucht. Nur bevor ein Produkt in den Druck geht, schaue ich es mir lieber noch einmal in gedruckter Form an. Dafür reicht in der Regel aber auch der Copyshop um die Ecke, seltene Briefe verschicke mit dem »eBrief« von der PIN AG. Das spart bei meinem geringen Bedarf Geld und Energie.
Router abschalten?
Etwas verwundert war ich, als ich in mehreren Tageszeitungen und sogar bei den Verbraucherzentralen die Empfehlung las, den Router über Nacht auszuschalten. Mit dem Router geht heutzutage oft auch die telefonische Verbindung (VOIP) mit dem Festnetz einher – Haushalte sollten sich diesen Schritt überlegen, sofern Haushaltsmitglieder auf das Festnetztelefon angewiesen sind. Darüber hinaus laden viele Endgeräte (wie Smartphones oder Smart-Home-Geräte) ihre Updates gerne nachts über das WLAN, um tagsüber nicht zu stören. Wenn das nicht mehr möglich ist, können sich Sicherheitsrisiken ergeben. Das würde ich einzeln prüfen, bevor ich den Router komplett abschalte. Auch würde ich davon abraten, die WLAN-Sendeleistung des Routers zu verringern. Das spart zwar unmittelbar Energie beim Router, aber kann den Energieverbrauch an den verbundenen Endgeräten wiederum erhöhen, wenn ihre Verbindung schlechter ist.
Sinnvoll schien mir dagegen überflüssige Funktionen in meinem Router abzuschalten: Die Mediaserver-Funktionen meiner FRITZ!Box nutze ich nicht, deshalb konnte ich sie ohne Komforteinbußen komplett deaktivieren. Ebenso nutze ich keine DECT-Telefone, deshalb habe ich die DECT-Basisstation ausgeschaltet. Für die LAN-Anschlüsse habe ich den »Green Mode« aktiviert, denn einen Powermode mit 1 Gbit/s kann ich mit meinen Endgeräten sowieso nicht ausschöpfen. USB-Geräte habe ich gar nicht angeschlossen, aber vorsichtshalber habe ich auch hier den Green Mode aktiviert.
Licht
Ich kann zum Glück viel natürliches Licht nutzen, mein Arbeitsplatz befindet sich neben großen Fenstern. Gerade in dunklen Jahreszeit spart man damit aber nicht: Beleuchtung muss sein. Ich habe mich vor Längerem für energiesparende, smarte LED von Philips Hue entschieden, mit denen ich meinen Arbeitsplatz indirekt beleuchte. Diese Leuchtmittel können verschiedene Helligkeiten in einem Weißspektrum von Warmweiß bis Kaltweiß wiedergeben. Das war mir wichtig, weil ich ein neutrales Licht brauche, um als Grafik- und Webdesigner Farben richtig unverfälscht wahrzunehmen. Damit die smarten LED nicht dauerhaft in Stand-by sind, ist ihnen eine gemeinsame Steckdose vorgeschaltet, die ebenfalls über Philips Hue steuerbar ist.
Heizen
Die für private Unternehmen geltenden »Technischen Regeln für Arbeitsstätten« (ASR) legen für leichte Arbeiten, beispielsweise bei ruhigem Sitzen und gelegentlichem Gehen im Büro, eine Mindesttemperatur von 20° Celsius fest. Im Zuge der Energiekrise wurde die Mindesttemperatur um einen Grad nach unten korrigiert. Ich habe aber festgestellt, dass 20° Celsius auch meine persönliche Mindesttemperatur ist. Auch Pullover und dicke Socken ändern daran nichts – es ist mir persönlich zu kalt zum konzentrierten Arbeiten, wenn es dauerhaft unter 20° Celsius im Arbeitszimmer sind. Aber: Auch 20° Celsius sind als Raumtemperatur in meinem Fall schon zwei Grad weniger als noch im Jahr zuvor. Laut Fachleuten spart man mit jedem Grad weniger rund sechs Prozent der Energie. Zudem habe ich mir auch angewöhnt, die Tür vom beheizten Arbeitszimmer zu schließen und andere Räume weniger zu heizen.
Schon vor der Energiekrise habe ich die Heizkörper in meinen Räumen mit smarten Thermostaten ausgestattet. Über eine App auf dem Smartphone kann ich nun die Heizung steuern: Über Nacht wird nur noch auf 15° Celsius geheizt. Bei Terminen auswärts reguliert die App dank »Geofencing« automatisch die Temperatur herunter und offene Fenster werden auch einigermaßen zuverlässig erkannt, worauf ebenso die Heizung ausgeschaltet wird. Bei meinem Modell der Marke tado ist etwas schade, dass der Hersteller auch auf Nachfrage keine Auskunft darüber gibt, ob er die Smarthome-Standards »Thread« und »Matter« unterstützen wird: Die besäßen theoretisch weiteres Energiesparpotenzial durch den Wegfall sogenannter Bridges. Die smarten Thermostate erfordern nämlich eine permanent eingeschaltete Bridge als Verbindungsstück zwischen Thermostat und Cloud, die mit 0,7 Watt zwar sparsam ist, aber vielleicht irgendwann gar nicht mehr benötigt wird. Auch der Umweg über die Cloud ließe sich mit Thread und Matter komplett umfahren.
Die Nebenkostenabrechnung steht noch aus, aber die Heizkostenverteiler an den Heizkörpern zeigen im Vergleich zum Vorjahr ziemlich genau ein Drittel weniger Verbrauchseinheiten (VE). Ich kann nicht genau zurückführen, welche Ersparnis auf welche Maßnahme zurückführen ist. Dass man wie vom Hersteller angepriesen bis zu 31 Prozent der Energie mit smarten Thermostaten spart, würde ich aber bezweifeln, wenn man vorher schon die Thermostate über die Nacht etwas heruntergedreht hat. Energetisch ist mein Einsparpotenzial ansonsten begrenzt: An der Dämmung oder den Fensterdichtungen kann ich als Mieter nichts ändern.
Wasser
Der Wasserverbrauch in der Küche und im Bad ließ sich mit Zerstäuberdüsen an den Wasserhähnen ohne Verhaltensänderungen erheblich reduzieren. Ich nutze hierfür ein Modell von Ikea, das den Wasserfluss auf maximal zwei Liter pro Minute begrenzt.
Fazit
Ich denke, ich kann mich glücklich schätzen, dass mein Gewerbe als Grafik- und Webdesigner ohnehin wenig energieintensiv ist. Für mein Geschäft bleibt lediglich abzuwarten, ob Serverkapazitäten in den eher energieintensiven Rechenzentren spürbar teurer werden. Ich glaube, auch bei mir gibt es noch Potenzial, den Energieverbrauch weiter zu reduzieren. Im letzten Jahren waren es immerhin schon 120 kWh Strom, die ich gegenüber dem Vorjahr eingespart habe – das sind 10 Prozent Ersparnis.